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Studieren mit Familie

Das Studium mit Kind beziehungsweise mit pflegebedürftigen Angehörigen kann zu einer großen Herausforderung werden und jede*n Student*in unvorhergesehen betreffen. So kommt jedes Jahr eine unüberschaubare Anzahl von Studierenden in die Situation, die Betreuung und/oder die Pflege von Kindern oder anderen Angehörigen (Eltern, Großeltern etc.) zu koordinieren und zusätzlich das eigene Studium zu meistern. Das ist zu den heutigen Studienbedingungen nahezu unmöglich. Neben der neu auftretenden privaten Belastung steht so auch oft das Weiterstudieren auf der Kippe.

Wir, die Juso-Hochschulgruppe, wollen uns daher für ein familienfreundlicheres Studium an der RWTH einsetzen.

Um dieses Ziel zu erreichen möchten wir uns insbesondere für die folgenden Aspekte stark machen:

  • Wir möchten eine Randzeitenbetreuung für Kinder von Studierenden initiieren, damit auch späte (Pflicht-)Veranstaltungen besucht werden können und das Studium mit einem Kind dadurch reibungsloser absolviert werden kann.

  • Des Weiteren soll es ermöglicht werden, im Campus-System zu hinterlegen, wenn Kinder oder andere Angehörige von Studierenden gepflegt beziehungsweise betreut werden. Dadurch soll eine bevorzugte Zulassung (unter anderem zu Seminaren) ermöglicht werden, wodurch die Betreuung und/oder Pflege von Angehörigen besser mit dem Studium koordiniert werden kann.

  • Die Anzahl der Eltern-Kind-Räume und das Angebot von Wickeltischen in Hochschulgebäuden möchten wir ausweiten, sodass auch ein „Mitbringen“ von Kindern zur Uni in Notfällen problemfrei möglich ist.

  • Online-Angebote ausbauen, die es ermöglichen flexibel Veranstaltungen anzuschauen oder sich Wissen auf andere Art (z.B. MOOCs) anzueignen.

Politische Bildung/Politisches Mandat

In der Satzung der Studierendenschaft der RWTH (unter §2 Absatz 4) findet man, dass es ihre Aufgabe ist: „auf der Grundlage der verfassungsmäßigen Ordnung die politische Bildung, das staatsbürgerliche Verantwortungsbewusstsein und die Bereitschaft zur aktiven Toleranz ihrer Mitglieder zu fördern“.

Die Juso-Hochschulgruppe macht sich in diesem Sinne für ein breites, pluralistisches Angebot an Veranstaltungen zur Politischen Bildung stark. Die Verankerung im Kulturreferat, die wir seit zwei Jahren durchgesetzt haben, soll daher beibehalten werden. Da dieser äußerst wichtige Bereich jedoch leider oft vernachlässigt wurde, fordern wir: Die Hälfte der Veranstaltungen des Referat für Kultur und Politische Bildung soll zur politischen Bildung beitragen!

Weiter hat der AStA als Vertreter der Studierendenschaft die Aufgabe „die Belange ihrer Mitglieder in Hochschule und Gesellschaft wahrzunehmen“ und „die Interessen ihrer Mitglieder zu vertreten“

Das bedeutet, dass sich der AStA zu allen für Studierende relevanten gesellschaftlichen Themen im Sinne der zu vertretenden Gruppe zu äußern hat. Der AStA vertritt nicht die Interessen der Hochschule. Seine Mitglieder sollen die Studierenden gegenüber der Hochschule und dem Studentenwerk vertreten und nicht auf eine Anstellung an eben diesen Institutionen hinarbeiten. Wir wollen einen AStA der die Interessen der Studierenden und insbesondere der Minderheiten und benachteiligten Gruppen kritisch, auch gegenüber der Hochschule,vertritt.

Schließlich soll der AStA sich zu wichtigen politischen Ereignissen die in Aachen stattfinden und oder Einfluss auf die Studierendenschaft haben oder auch nur einzelne Gruppen der Studierendenschaft betreffen, äußern. Marschieren rechte Gruppen in Aachen auf und propagieren das Ende der multiethnischen und -religiösen Gesellschaft, soll unser AStA wie die anderen Hochschulen für ihre internationalen Studierendenschaften zu friedlichen Demos aufrufen.

Der AStA sollaktiv und politisch fürdie Belange der Studierendenschaft eintreten. 

Verwesen in Uni-Gremien ist keine Leistung!

Internationalisierung und Willkommenskultur
Die Hochschule hat in den letzten Jahren viel in eine stärkere Internationalisierung investiert. Leider hat man es bisher versäumt, an einer guten Willkommenskultur zu arbeiten. Viele internationale Studierende kommen nach Aachen und haben kaum eine Chance, auf dem ohnehin schon knappen Wohnungsmarkt eine Wohnung oder WG zu finden. Sobald eine Bürgschaft verlangt wird, hat man ohne wohlhabende, in Deutschland lebende Eltern kaum eine Möglichkeit einen Mietvertrag abzuschließen. Ein Großteil der internationalen Studierenden lebt in den Wohnheimen des Studentenwerks, da sie keine andere Wohnung finden konnten. Im Sinne des internationalen Austausches ist es wünschenswert, dass auch diese Studis über die ganze Stadt verteilt Wohnungen finden können. Auf unsere Initiative hin wird die Extraraum Kampagne imkommenden Jahr den Schwerpunkt „internationale Studierende“ legen. Das ist ein erster guter Schritt.

Des weiteren fordern wir:

  • eine gemeinsame Kampagne von Studierendenschaft, Hochschule und Stadt um die Willkommenskultur in Aachen zu stärken

  • mehr Deutschkurse und die Möglichkeit Intensivkurse ohne Vorkenntnisse zu belegen

  • einen Ausbau des BeBuddy Programmes und ähnlicher Angebote

  • Fahrradkurse (für internationale Studierende) am Hochschulsportzentrum

  • eine engere Zusammenarbeit zwischen AStA und Ausländer*innenvertretung

  • eine bessere Information von Incomings durch das International Office

Mobilität
Egal ob mit dem Bus, zu Fuß oder mit dem Rad, sichere Wege sind in Aachen nicht immer gegeben. Die Juso-Hochschulgruppe setzt sich für mehr Sicherheit im Bereich der Mobilität ein.

Wie vielen bekannt ist, ist der Templergraben nach dem Umbau eine Risikozone; eine sichere Straßenüberquerung muss dort gewährleistet sein. Eine Lösung dafür wären z.B. Blitzer oder „Kölner Teller”.

Auch viele weitere Straßen Aachens müssen mehr Sicherheit für Zufußgehende und Fahrradfahrende bieten.

Desweiteren ist es für uns wichtig, dass die Nachtbusse nicht nur am Wochenende, sondern auch unter der Woche fahren. Dadurch ist ein Anschluss derer, die weiter außerhalb wohnen, garantiert – egal ob nach einer späten Vorlesung oder einer Party.

Wir, die Juso-Hochschulgruppe, wollen uns außerdem für die Wiedereinführung der Personenmitnahme im AVV-Bereich einsetzen. Dies fördert eine stärkere Auslastung des ÖPNV anstelle des Individualverkehrs und ermöglicht auch Besuch von außerhalb den Aachener ÖPNV ohne Mehrkosten zu nutzen.

Inklusion

Nachdem wir auch in diesem Jahr erfolgreich einzelnen Sportgruppen, die im Sportausschuss entsprechende Anträge gestellt haben, unterstützen konnten, haben wir uns für die nächste Legislaturperiode vorgenommen, die Barrierefreiheit im Sportangebot der Aachener Hochschulen voranzutreiben. Wir wollen uns z.B. aktiv für Kooperationen zwischen dem Hochschulsportzentrum und Behindertensportvereinen in Aachen einsetzen. Es ist uns sehr wichtig, dass es an der RWTH inklusive Sportangebote gibt, um behinderten und chronisch kranken Studierenden die Möglichkeit zu geben, an allen Bereichen Studentischen Lebens teilzuhaben.

Die zunehmende Verschulung des Studiums erhöht den Druck auf die Studierenden enorm. Die Regelstudienzeit und die mangelnden Masterplätze in vielen Studiengängen sind ausschlaggebend für die ständig wachsende Stressbelastung der Studierenden. Wir fordern, dass die RWTH, neben der Beratung die angeboten wird, sich aktiv für die Stressverminderung der Studierenden einsetzt. Die Aussagekraft und Reichweite von StOEHn zweifeln wir an.

Kultur, Klubsterben und Lokalzeitung

Seit einigen Jahren findet in Aachen eine Entwicklung der Kultur- und Partyszene statt, welche oft unter dem Stichwort „Clubsterben” zusammengefasst wird. Insbesondere kleine und alternative Clubs haben unter der Last von steigenden Auflagen, klagenden Anwohner*innen und schlechter Kommunikation mit der Politik zu leiden und sind infolge dessen gezwungen, ihre Pforten zu schließen. Die Juso-Hochschulgruppe sieht diese Entwicklung hin zu einer einseitigen “Partymeile” in der Pontstraße und Großraumdiskos in Aachener Randbezirken, die vom Kommerz geprägt sind, mit großer Besorgnis.  Wir wollen uns stattdessen für eine vielfältige Kulturszene für die rund 50.000 Studierenden einsetzen. Außerdem wollen wir unsere guten Kontakte in die Aachener Lokalpolitik nutzen, um die weitere Entwicklung aufmerksam zu begleiten und Entscheidungen im Sinne der Studierenden zu beeinflussen.

Insbesondere Studierende, die ursprünglich nicht aus Aachen kommen, bleiben während ihres gesamten Studiums in Unwissenheit über lokale Entwicklungen und Geschehnisse, da die Zugangsgebühren für die Onlineauftritte der lokalen Presse seit kurzem kostenpflichtig sind. Die Juso-Hochschulgruppe möchte das Studierende sich dieser Stadt zugehörig fühlen können und ihr nach dem Studium treu bleiben. Wir wollen daher die Möglichkeit prüfen den Studierenden Zugang zu den Onlineangeboten der Zeitungen zu verschaffen. Eine Realisierung mit Hilfe des VPNs der RWTH wäre zum Beispiel denkbar. Wir hoffen so auch auf ein stärkeres Zusammengehörigkeitsgefühl aller Aachener*innen und weniger Spannungen zwischen Studierenden und übrigen Bürger*innen.

Gleichstellung

Seit mehreren Jahren setzt die Juso-Hochschulgruppe sich dafür ein, dass gemäß der entsprechenden Satzung zwei Gleichstellungsbeauftrage, die ihr Amt unabhängig vom AStA ausüben, gewählt werden. Leider wurde die Wahl der beiden (2/3-Mehrheit wird benötigt) in diesem wie in den letzten Jahren blockiert. Wir haben in vielen Gesprächen mit Koalitions- und Oppsitionslisten versucht die 2/3 Mehrheit zu erreichen, wurden aber von beiden Seiten enttäuscht.

Auch dieses Jahr standen zwei sehr gut qualifizierte Studierende zur Wahl und wurden aus strukturellen Gründen abgelehnt. Beide haben dann auch im AStA sehr gute Arbeit geleistet und einen guten Grundstein für die weitere Arbeit gelegt.

Nicht zuletzt die Zustände im diesjährigen AStA, die schließlich dazu beigetragen haben dass zwei Referentinnen den AStA verlassen haben, zeigen uns jedoch, dass eine Unabhängigkeit auch deshalb wichtig ist, weil auch diskriminierende Strukturen im AStA bekämpft werden müssen.

Wir brauchen endlich ein unabhängiges Gleichstellungsprojekt.

Allgemeines

Als Juso-Hochschulgruppe vertreten wir auch die allgemeinen hochschulpolitischen Standpunkte der Juso-Hoschulgruppen auf Bundesebene und bringen uns aktiv in diese Arbeit ein. Die Kernpunkte der politischen Forderungen, die uns sehr wichtig sind, haben wir hier kurz zusammengefasst:

Deutschlandstipendien und andere Stipendien sollen abgeschafft werden, das BAföG dafür ausgebaut werden

Wir sprechen uns klar gegen ein von der Wirtschaft finanziertes Stipendium wie das Deutschlandstipendium aus. Statt einen Beitrag für mehr Chancengerechtigkeit zu leisten, trägt es einzig und allein zur Elitenbildung bei. Das Deutschlandstipendium benachteiligt zugleich Studierende in weniger „wirtschaftsrelevanten“ Studiengängen und an Hochschulen in strukturschwachen Regionen. Das durch eine Abschaffung des Deutschlandstipendiums eingesparte Geld müsste unmittelbar in einen Ausbau des BAföG fließen, wenn es tatsächlich der Studienfinanzierung dienen soll.

Bildung statt Ausbildung

Die Verschulung des Studiums, die durch die Bachelor uns Master Einführung begonnen hat, sehen wir sehr kritisch. Wir fordern, dass die Hochschulen mehr auf innovative Lehre und eine freiere Studienplangestaltung setzen. Die strikten Studienverlaufspläne müssen aufgelockert werden, um mehr Individualität zuzulassen. Damit geht auch die Aufhebung der Regelstudienzeit und aller ihrer rechtlichen Konsequenzen einher. Generell sollten sich Hochschulen auch mit alternativen Prüfungsformen auseinandersetzen, um die Lernsituation qualitativ zu verbessern.

Kooperation statt Konkurrenz

Die Konkurrenz zwischen den Hochschulen im europäischen, bzw deutschen Hochschulraum sehen wir sehr kritisch. Wir fordern, dass mehr Geld in übergreifende Kooperationen gesteckt wird und damit die Entwicklung aller Teilnehmenden positiv beeinflusst wird.

Konkurrierende, vom Land finanzierte Hochschulen sind in unseren Augen Ressourcenverschwendung, die sich unser Bildungsetat nicht leisten kann.