Bessere Lehre 22/23

Die RWTH hat in diesem Semester die Freiversuchsregelung abgeschafft und auch im letzten Semester gab es diese nur für Bachelor-Studierende. Aber die Belastung ist nicht weg, Studierende leiden nach wie vor unter der Pandemie aber auch unter psychischen und chronischen Erkrankungen oder finanziellen Schwierigkeiten. Daher fordern wir ein Ende der begrenzten Prüfungsversuchen hin zu einem Studium ohne Zwänge, das endgültige nicht-bestehen gehört abgeschafft!
Auch muss die Regelstudienzeit ausgesetzt werden, um einen selbstbestimmten Studienverlauf zu ermöglichen. Dazu gehört auch die Abschaffung der Anwesenheitspflichten in allen Bereichen der universitären Lehre. Man erschwert dadurch nicht nur unnötig den Zugang zu akademischer Bildung, sondern auch der Nutzen der Anwesenheitspflicht ist fraglich.
Zu guter Lehre gehört auch gute Organisation und Planbarkeit. Dozierende, die ihre Stundenpläne kurzfristig umstellen oder Module, bei denen man die Termine erst wenige Tage vor Beginn erfährt, erschweren das Studium gerade für diejenigen, die neben dem Studium arbeiten, Kinder versorgen, Angehörige pflegen oder anderweitig eingebunden sind.
Gute Lehre heißt auch angemessenes Material und Personal. Vorlesungen, bei denen Hörsäle überfüllt sind und Studierende auf den Treppen sitzen müssen, sind nicht unüblich. Auch gibt es viel zu wenig Personal in der Lehre. Gerade in stark besuchten Vorlesungen kommen oft wenige Mitarbeiter*innen auf hunderte Studierende. Von angemessener und ausreichender Betreuung kann da keine Rede mehr sein.
Besonders schlecht ist die Situation auch bei den Lernräumen. Während der Pandemie war es oft unmöglich, kurzfristig an einen passenden Lernraum zu kommen und auf die Anforderungen der digitalen oder hybriden Lehre sind die Lern- und Veranstaltungsräume selten vorbereitet, es fehlt an Steckdosen und PCs. Gleichzeitig werden Räume wie das Sparkassenforum im Super C zu Prüfungsräumen umfunktioniert, die in der Vorlesungszeit kaum genutzt werden. Das darf nicht sein!
Wir setzen uns daher auf Hochschulebene, aber auch durch unsere Kontakte in der Landes- und Bundespolitik, für eine bessere Finanzierung des Studiums, mehr Räumlichkeiten mit besserer und zukunftsfähiger Ausstattung und mehr Personal in der Lehre ein.

Gute Lehre heißt kritische Lehre. Das Ziel einer akademischen Ausbildung kann nicht nur sein, den perfekten Arbeitnehmer zu erziehen. Ein Studium muss auch überfachliche Kompetenzen und kritisches Denken vermitteln. Wir setzen uns für ein Studium Generale ein, welches interdisziplinär einen Überblick über verschiedene Fächer bietet und die Möglichkeit einer weitgefächerten Orientierung bietet. Darüber hinaus fordern wir historische, ethische und gesellschaftswissenschaftliche Module verpflichtend in allen Studiengängen. Auch wer eine Ingenieurswissenschaft, Medizin oder eine Naturwissenschaft studiert, trägt später gesellschaftliche Verantwortung. Es ist wichtig, aus der Geschichte zu lernen und die eigene Tätigkeit kritisch reflektieren zu können. In allen Fächern muss der Antifaschismus und der Feminismus Grundkonsens sein und beim eigenen Handeln bedacht werden.

Wir fordern:

  • Studium ohne Zwänge: Ende der begrenzten Prüfungsversuche, von Anwesenheitspflicht und
    Regelstudienzeit
  • Angemessene Ausstattung: Mehr Personal in der Lehre und Räume, die dem 21. Jahrhundert
    gerecht werden
  • Kritische Lehre: historische, ethische und gesellschaftswissenschaftliche Module für alle
    Studiengänge